Ressourcenorientierte

Behandlungsstrategien in der Traumatherapie

Wiedererlangung von Autonomie und Kompetenz durch ressourcenorientierte Traumatherapie

Die ressourcenorientierte Traumatherapie ist ein therapeutischer Ansatz, der speziell darauf ausgerichtet ist, Menschen wie Ihnen zu helfen, die traumatische Erfahrungen gemacht haben. Sie konzentriert sich darauf, Sie zu stärken, indem sie sich Ihre inneren Stärken und Ressourcen nutzbar macht, um Heilung und Wachstum zu fördern. Wir konzentrieren uns nicht nur auf den Schmerz und das Leid, die durch das Trauma verursacht wurden, sondern erforschen auch Ihre Widerstandsfähigkeit und die Ressourcen, die Sie sowohl innerlich als auch äußerlich besitzen.

Wir werden gemeinsam daran arbeiten, einen sicheren und nährenden Raum zu schaffen, in dem Sie Ihre Gedanken, Gefühle und Emotionen in einer aufmerksamen, urteilsfreien Umgebung frei äußern können. Heilung ist ein einzigartiger und individueller Prozess; daher werden unsere Sitzungen auf Ihre spezifischen Bedürfnisse und Ziele zugeschnitten.

Warum ist die Aktivierung von Ressourcen notwendig?

Ressourcenmangel als Risiko:

Die Fähigkeit, ein traumatisches Ereignis zu bewältigen, und die Entwicklung anhaltender Symptome hängen stark von der Verfügbarkeit persönlicher und psychosozialer Ressourcen ab. Wenn Sie also Folgendes haben:

  • Vorbestehende traumatische Belastungen,
  • psychische Vorbelastungen, und
  • begrenzte soziale Unterstützung

haben Sie ein erhöhtes Risiko, dauerhafte traumabezogene Symptome und eine posttraumatische Belastungsstörung zu entwickeln.

Risiko der Chronifizierung:

Akute belastende Symptome klingen in der Regel innerhalb weniger Tage bis maximal vier Wochen ab, wenn Sie ausreichende Bewältigungsressourcen mobilisieren können. Wenn Sie jedoch nicht die Möglichkeit haben, sich zu beruhigen und das Erlebte zu verarbeiten, z. B. weil keine hilfreichen Ressourcen zur Verfügung stehen oder zusätzliche belastende Probleme auftreten, können die Symptome chronisch werden. Intrusive Symptome können ein Gefühl des Kontroll- und Steuerungsverlusts über die eigenen Erfahrungen und Gefühle hervorrufen. Traumabedingte Ängste und Vermeidungsverhalten, Schlafstörungen, ständige Anspannung und Konzentrationsschwierigkeiten sind typische Folgen, die das tägliche Leben und die Lebensqualität beeinträchtigen.

Die Chronifizierung von traumabedingten Symptomen kann als Negativspirale beschrieben werden, in der sich die Symptome immer weiter ausbreiten.

Der Verlust von Ressourcen durch die Chronizität Ihrer traumabedingten Symptome kann dazu führen:

  • Einschränkungen im Leben aufgrund der Symptomatik
  • Erfahrungen von Ohnmacht und Inkompetenz
  • Selbstzweifel und Selbstvorwürfe („Du bist unfähig“ / „nicht liebenswert“ / „nicht normal“)
  • (Vorübergehender) Verlust von Ich-Funktionen
  • Emotionale Labilität
  • Probleme bei der Regulierung des Selbstwertgefühls
  • Entdifferenzierung und Regression (z. B. Gefühl, dass die Außenwelt bedrohlich ist, starke Verlustangst, Bedürftigkeit und emotionale Abhängigkeit)
  • Subjektiver Verlust von Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit
  • Sekundäre psychische und physische Komorbiditäten

In diesem Prozess verlässt man sich immer weniger auf die vorhandenen Ressourcen und verliert das Gefühl, Einfluss nehmen zu können – in der Folge können Erfahrungen von Machtlosigkeit und Inkompetenz zu einem verminderten Selbstwertgefühl führen.

Die Ressourcenaktivierung ist keine in sich abgeschlossene Therapiephase, sondern wird kontinuierlich genutzt, um Ihre traumabedingten Symptome zu beeinflussen und Ihre Lebensqualität und emotionale Stabilität zu verbessern (Gromes, 2010).

Innere Ressourcen

Zu Ihren internen Ressourcen gehören Fähigkeiten, die für die Wahrnehmung Ihrer eigenen Emotionen und Bedürfnisse, die Regulierung von Affekten, Impulsen und Beziehungen sowie für die Kommunikation notwendig sind. Dazu gehört auch Ihre Fähigkeit, sich an neue Umweltbedingungen anzupassen, kreative Lösungen für Probleme zu finden und bei Bedarf Hilfe zu suchen.

Zu Ihren wichtigen persönlichen Ressourcen gehören auch stabile Werte und Überzeugungen, die Ihnen auch in schwierigen Lebenssituationen ein Gefühl von Sinn und Hoffnung vermitteln. Damit verbunden ist die Fähigkeit, ein sicheres Gefühl für die eigene Identität als Person zu haben und ein stabiles Selbstwertgefühl zu erleben.

Das Bewusstsein über Ihre persönlichen Ressourcen und die innere Verbindung zu Ihren eigenen Fähigkeiten beeinflussen maßgeblich Ihr Handeln, Ihre Gefühle, Ihre Gedanken und Ihr Erleben der Welt. Ihre inneren Ressourcen sind konstruktive Kräfte, die für emotionale Sicherheit sorgen, und haben daher einen erheblichen Einfluss auf Ihre Widerstandsfähigkeit – die Fähigkeit, unter Stress psychisch gesund zu bleiben.

Externe Ressourcen

Zu Ihren externen Ressourcen gehören alle Quellen der Unterstützung in Ihrem persönlichen Umfeld, wie Partner, Familienmitglieder, Freunde oder andere Personen. Sozioökonomische Ressourcen, wie z. B. Beschäftigung und finanzielle Mittel, haben nachweislich Einfluss auf Ihre Gesundheit. Die Unterstützung durch externe Unterstützungssysteme, wie medizinische und psychosoziale Dienste, fällt ebenfalls unter externe Ressourcen.

Nach einem Trauma kann es zu einer vorübergehenden Störung der zwischenmenschlichen Beziehungen kommen. Es kann notwendig werden, dass Sie Ihren Partner durch Vermittlungsgespräche in die Therapie einbeziehen, um die Belastung Ihrer Beziehung zu lindern.

Wenn soziale Ressourcen nicht ausreichend zur Verfügung stehen, etwa durch sozialen Rückzug oder Arbeitslosigkeit, kann es für Sie hilfreich sein, zusätzlich zur psychotherapeutischen Behandlung ein entsprechendes Unterstützungsnetz zu aktivieren.

Mein Ansatz der ressourcenorientierten Traumatherapie

Wir werden gemeinsam daran arbeiten, einen sicheren und nährenden Raum zu schaffen, in dem Sie Ihre Gedanken, Gefühle und Emotionen frei äußern können. Ich werde Ihnen aufmerksam zuhören, ohne zu urteilen und mit großem Einfühlungsvermögen. Da ich weiß, dass Heilung ein einzigartiger und individueller Prozess ist, werde ich unsere Sitzungen auf Ihre spezifischen Bedürfnisse und Ziele abstimmen.

In der ressourcenorientierten Traumatherapie erkennen wir an, dass Sie nicht allein durch Ihre traumatischen Erfahrungen definiert sind. Stattdessen erkennen wir die Vielschichtigkeit Ihrer Identität und die verschiedenen Stärken und Ressourcen, die Sie besitzen.

Wir konzentrieren uns darauf, diese inneren und äußeren Ressourcen zu erkennen und zu kultivieren, wie z. B. Ihre persönlichen Stärken, unterstützende Beziehungen, Bewältigungsstrategien und positive Erfahrungen, um Ihre Widerstandsfähigkeit zu fördern und die Heilung zu erleichtern.

Während unserer Sitzungen werden wir verschiedene therapeutische Techniken und Interventionen erkunden, die auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Dazu können Achtsamkeitsübungen, Erdungstechniken, somatisches Erleben, geführte Bilder, Ausdruckskunst und andere evidenzbasierte Ansätze gehören. Diese Techniken sollen Ihnen helfen, sich wieder mit Ihrem Körper zu verbinden, Ihre Emotionen zu regulieren, traumatische Erinnerungen zu verarbeiten und ein Gefühl von Sicherheit und Selbstbestimmung zu entwickeln.

Bitte denken Sie daran, dass die Heilung von Traumata Zeit braucht und dass es Momente geben kann, in denen sich die Reise schwierig anfühlt. Ich möchte Ihnen jedoch versichern, dass ich fest an Ihre Widerstandskraft und Ihre Fähigkeit zu wachsen glaube. Ich bin hier, um Sie auf Ihrem gemeinsamen Weg zu unterstützen, zu begleiten und Ihnen Empathie entgegenzubringen.

Ich möchte, dass Sie sich in unserer therapeutischen Beziehung gestärkt fühlen, also zögern Sie bitte nicht, mir Ihre Bedenken, Vorlieben oder Fragen mitzuteilen, die Sie auf diesem Weg haben könnten. Ihre Stimme und Ihre Entscheidungen sind wichtig, und ich setze mich dafür ein, einen Raum zu schaffen, in dem Sie sich gehört und respektiert fühlen.

Die Ziele der Ressourcenaktivierung

Die Ziele der Ressourcenaktivierung in Ihrer Traumatherapie sind die Stärkung Ihrer Selbstwirksamkeit, die Entwicklung von Bewältigungskompetenzen, die Stärkung Ihres Selbstbewusstseins und vor allem die Förderung Ihrer Autonomie. Durch die Aktivierung Ihrer eigenen Ressourcen erlangen Sie im Idealfall die Fähigkeit, Stress in akuten Belastungssituationen und – als eines der Therapieziele – bei der Reaktivierung von Symptomen durch Triggerreize zu regulieren.

Die Beschäftigung mit konstruktiven Aktivitäten, wie z.B. das Wiederaufleben einer alten Leidenschaft oder die Durchführung von in der Therapie erlernten Imaginationsübungen, kann zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Kontrolltechniken wie Erdungsübungen und Selbstberuhigungstechniken können Ihnen helfen, mit belastenden Erinnerungen umzugehen, und die Aufmerksamkeit auf die Gegenwart lenken.

Die Fähigkeit, schwierige Situationen wirksam zu bewältigen, ermöglicht es Ihnen, mehr Selbstvertrauen und Vertrauen in Ihre eigene Handlungsfähigkeit zu entwickeln. Bewältigungserfahrungen dienen als Katalysator für kontinuierliche Veränderungen, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Therapie, und wirken sich positiv auf den Abbau von traumatischem Stress aus.

Die Ressourcenaktivierung zielt darauf ab, die Selbstregulierungsfunktionen zu aktivieren, das gegenwartsorientierte Bewusstsein zu fördern, Vermeidungsverhalten zu reduzieren, die Selbstfürsorge zu fördern und Bewältigungserfahrungen zu ermöglichen.

Wenn Sie körperliche oder sexuelle Gewalt oder schwere Vernachlässigung erlebt haben, fällt es Ihnen möglicherweise schwer, für Ihre eigenen Bedürfnisse zu sorgen. Daher ist es ein wesentliches Behandlungsziel, eine Einstellung zur Selbstfürsorge zu entwickeln und diese in Ihr tägliches Leben zu integrieren. Es ist wichtig, an der Überwindung von selbsteinschränkenden Überzeugungen und Ängsten zu arbeiten, die Sie daran hindern, sich um Ihre eigenen Bedürfnisse zu kümmern, da dies eine Voraussetzung für konstruktive Veränderungen sein kann.

Zu Beginn kann es hilfreich sein, mit Veränderungen zu experimentieren, die Erfahrungen zu reflektieren und dann zu entscheiden, ob es sich lohnt, sich selbst fürsorglicher zu behandeln. Alles, was Ihre traumabedingten Stresssymptome reduziert, kann als Selbstfürsorge betrachtet werden. Es ist wichtig, sich auf Aktivitäten und Erfahrungen einzulassen, die Ihre „innere emotionale Batterie“ wieder aufladen. Diese Aktivitäten ermöglichen es Ihnen, Freude und Authentizität zu erleben und können der oft chronischen Erschöpfung entgegenwirken, die Menschen mit komplexen Traumata erleben.

Die Einbeziehung der Selbstfürsorge in Ihr tägliches Leben sollte ein natürlicher Teil Ihrer Routine werden. Das Anlegen einer Liste mit beruhigenden Aktivitäten kann bei der Selbstregulierung und Stabilisierung in belastenden Situationen hilfreich sein. Darüber hinaus kann das bewusste Sammeln positiver Erinnerungen und Erfahrungen im Zusammenhang mit Hilfe und Unterstützung in Krisensituationen eine solide Grundlage bilden.

Die Fähigkeit, schwierige Situationen effektiv zu bewältigen, ermöglicht es Ihnen, mehr Selbstvertrauen und Vertrauen in Ihre eigene Handlungsfähigkeit zu entwickeln.

Bewältigungserfahrungen dienen als Katalysator für kontinuierliche Veränderungen, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Therapie. Sie wirken sich positiv auf Ihr neuronales Stressnetzwerk aus, da die herausfordernde Situation oder Emotion mit einer entlastenden Erfahrung verknüpft wird. Diese neue Erfahrung wird dann gespeichert und führt zur Korrektur und Beruhigung des zuvor als bedrohlich empfundenen Zustands. Mit anderen Worten: Ein „heißer“, durch ein Trauma ausgelöster Stresszustand wird „abgekühlt“.

In der Therapie ist es wichtig, dass Sie möglichst schnell und nachhaltig Bewältigungserfahrungen machen, vor allem wenn Sie sich mit schwierigen und schmerzhaften Themen auseinandersetzen. Eine der wichtigsten Bewältigungserfahrungen für Sie als traumatisierte Person ist es, nach der konfrontativen Bearbeitung von traumabezogenen Themen oder traumatischen Erinnerungen eine Verbesserung der Symptome zu spüren. Darüber hinaus ist die Rekonstruktion einer kohärenten und funktionierenden Erzählung über das traumatische Erlebnis ein entscheidender Aspekt des Heilungsprozesses.

Bewusste Aktivierung von Ressourcen während der konfrontativen Verarbeitung belastender Erinnerungen

Ein relativ neuer Ansatz in der Traumatherapie ist die bewusste Aktivierung von Ressourcen während der konfrontativen Verarbeitung von belastenden Erinnerungen. Dies kann auf verschiedene Weise geschehen, um den Grad der Belastung zu regulieren. Sie können zum Beispiel zwischen einer ressourcenreichen Erinnerung und der traumatischen Erinnerung abwechseln, um ein Gefühl der Handhabbarkeit und Kontrolle über die traumatische Belastung zu erlangen.

Das lebhafte Erinnern an positive Beziehungserfahrungen kann ebenfalls sehr effektiv sein, um Stress zu regulieren und Trost zu spenden. Darüber hinaus können imaginative Mittel eingesetzt werden, um Schutz und Selbstfürsorge für traumatisierte Aspekte Ihrer Persönlichkeit zu mobilisieren, die während der Traumaverarbeitung als Bewältigungsressourcen dienen können. Auf diese Weise können Sie emotionale Distanzierung erfahren und ein Gefühl der Bewältigung und Kontrolle über die Symptome entwickeln, wodurch die Notwendigkeit der Vermeidung als Bewältigungsmechanismus verringert wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Förderung Ihrer persönlichen und psychosozialen Ressourcen in der Traumatherapie von großer Bedeutung ist. Das Erleben von Ohnmacht und Hilflosigkeit im Trauma führt häufig zu einem Verlust der vorhandenen Ressourcen, weshalb die Ressourcenaktivierung gezielt und auf Ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten im Rahmen eines Behandlungsplans eingesetzt werden sollte. Es ist wichtig, während der Therapiesitzungen immer wieder über die Therapieziele und den praktischen Nutzen der therapeutischen Methoden, einschließlich der Ressourcenaktivierung, zu sprechen, da dies Sie als aktiven Partner in die Therapie einbezieht. Ressourcen stellen Ihr Veränderungspotenzial dar und sind Voraussetzung für Transformation und Entwicklung in der Therapie.

Darüber hinaus ist es erwähnenswert, dass Sie positive Veränderungen und eine verbesserte Lebensqualität erfahren können, wenn Sie belastende Lebensereignisse angehen und überwinden. Sie können Folgendes erleben:

  • Ein größeres Gefühl von Vitalität und Ganzheit.
  • Eine gesteigerte Wahrnehmung von Sinneserfahrungen, wie z. B. eine erhöhte Wertschätzung von Licht, Farben, Formen, Gerüchen und Klängen in der Natur.
  • Das Entstehen eines Gefühls der Zugehörigkeit.
  • Erhöhtes Bewusstsein für Ihre persönliche Kompetenz, die aus der Überwindung vergangener Wunden resultiert.
  • Vertieftes Erleben von Beziehungen.
  • Ein klareres Verständnis dessen, was aus Ihrer persönlichen Sicht im Leben wirklich wichtig ist.

Diese positiven Erfahrungen, die mit der Bewältigung traumatischer Ereignisse einhergehen, werden oft als „posttraumatisches Wachstum“ oder Erfahrungen des persönlichen Wachstums bezeichnet.